Interview mit Landesbischof Ralf Meister

Nachricht 21. September 2018

Muslimische und christliche Kinder lernen ein Miteinander

"Jede Hilfe zur Vermeidung von Fluchtursachen ist nötig", sagt Landesbischof Ralf Meister zum Projekt "Zukunft für Syrien"

Herr Landesbischof, wieso soll „Begegnen, stärken, lernen – das Engagement der Landeskirche Hannovers in Syrien und im Libanon"ausgeweitet werden?

Wir wollen Verantwortung übernehmen und unsere Geschwister im Glauben unterstützen. Wir haben bei einem Besuch bei unserer Partnerkirche in Syrien, der National Evangelical Synod of Syria and Lebanon (NESSL), auch kritische Stimmen über den Westen gehört. Ich habe mich danach gefragt: Haben wir bei all der richtigen und wichtigen kirchlichen Hilfe für Geflüchtete in Deutschland vergessen, den Menschen zu helfen, die nicht geflohen sind? Wie sieht unsere Hilfe für Christinnen und Christen aus, die trotz Krieg und Verfolgung in ihrer Heimat zu leben und überleben versuchen? Was ist mit den evangelischen Pastoren, die trotz Gefahren für sich und ihre Angehörigen bei ihren Gemeinden bleiben und so zu einem Hoffnungsanker werden? Ich denke, dass jede Hilfe zur Vermeidung von Fluchtursachen nötig ist.

Was kann die Landeskirche tun?

Mit großer Dankbarkeit sehe ich, wie unsere Syrien-Initiative „Begegnen, stärken, lernen“ wächst. In einigen Gemeinden und Kirchenkreisen, aber auch in großen Gottesdiensten der Landeskirche werden Mittel zur Schulunterstützung gesammelt. Es geht dabei um Evangelische Schulen in Syrien und um Schulen in den Flüchtlingslagern im Libanon. 

An wen richtet sich diese Hilfe?

In den evangelischen Schulen sitzen muslimische neben christlichen Kindern. Dort wird nicht nur Mathematik gelehrt, sondern auch ein Miteinander. Das ist wichtig für die Zukunft des Landes. Wir fügen uns übrigens mit dieser Initiative in die Gruppe einiger evangelischer Kirchen in Deutschland ein, die schon seit längerer Zeit Beziehungen zu syrischen Kirchen aufgebaut haben.

Reicht es denn, Geld zu schicken?

Es kann ja nicht jeder nach Syrien oder in den Libanon fahren. Jede und jeder kann mit einer Spende helfen. Aber wir wollen auch eine persönliche Partnerschaft. Mitarbeiter unserer Evangelischen Schulen sollen eine Zusammenarbeit aufbauen.  Ja, das sind alles kleine, tastende Schritte in die Richtung einer Zukunft für Syrien. Doch in jedem dieser Schritte steckt die Botschaft: So schwer eure Lage auch ist, wir sehen eure Not, wir hören eure Klage, wir bleiben an eurer Seite mit unserer Hilfe und im Gebet.